Dérive, Theorie

Düsseldorf, Oktober 2006

Abstract:

Ziel des Dérive-Projekts ist eine fotografische Dokumentation des urbanen Raums deutscher Großstädte.
Die spezielle Aufnahmetechnik soll subjektive bildgestalterische Einflüsse des Fotografen vermeiden und somit zu einem möglichst objektiven Gesamtbild der deutschen Großstadt führen.

Theorie:

Dokumentarische Fotografie ist ein persönliches Dokument des Fotografen. Er wählt das Thema, das Motiv, den Ausschnitt, den Auslösemoment. Das entstandene Fotodokument ist somit eng mit der Persönlichkeit des Fotografen, seiner Bildvorstellung und seiner Motivation verbunden und muß deshalb dem eigentlichen Ziel einer objektiven Dokumentation widersprechen.

Im Dérive-Projekt werden alle bildgestalterischen Einflüsse der Fotografen weitestgehend ausgeschlossen, er dient nur noch zur Bewegung der Kamera innerhalb des thematischen Raums, des öffentlichen urbanen Raums deutscher Großstädte.

Ermöglicht wird dies durch die spezielle Aufnahmetechnik: der Fotograf läuft mit einer selbstauslösenden Kamera durch die Stadt. Diese Kamera trägt der Fotograf in einem modifizierten Rucksack auf dem Rücken, so sieht er weder das aufgenommene Motiv, noch kann er den Auslösezeitpunkt festlegen oder das Bild bewusst gestalten.

Namensgebend für das Projekt ist die spezielle Art der Fortbewegung des Fotografen.
Dérive – Umherschweifen- war eine Technik der internationalen Situationisten um Guy Debord zur Schaffung neuer, fremder Situationen.
Die Mitglieder dieser philosophisch-politisch-(anti)künstlerischen Bewegung trieben sich in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts in Paris herum. Oder besser: sie ließen sich treiben, „sinnlos“, in unbekannten Stadtteilen, nur den momentanen Lüsten und dem Zug der Architektur folgend, nicht selten im Drogenrausch zur Intensivierung der erhofften „Situationen“.

Die Fortbewegung der Dérive-Fotografen soll äquivalent erfolgen: sie sollen innerhalb der Stadt ziellos umherschweifen, sich treiben lassen, verharren, die Richtung wechseln.

Mittels dieser Technik werden möglichst viele deutsche Großstädte fotografiert , die Präsentation des Fotomaterials erfolgt sukzessive unter www.kayroehlen.net/derive/

Literatur:

Guy Debord: Rapport zur Konstruktion von Situationen 1957www.sofo-ev.org/2003/pdf/debord.pdf

Referat über die Geschichte und Theorie der Lettristen und Situationistenwww.geocities.com/wiederaneignung/si_einf3.htm?200621