5a – Die Umgebungsbedingungen der zeitgenössischen Amateurfotografie: Die sogenannte Kommunikation im Internet

Betrachtet man die Grundlagen, so ist es gewiss nicht die Digitalisierung der Fototechnik, die die Fotografie insgesamt und die Amateurfotografie im Besonderen weitgehend zerstört hat.
Es ist das Internet, dass die Fotografie zu einem Teil seiner selbst gemacht und sie so vereinnahmt hat.

Da dieser Blog über den Mainstream der Amateure spricht, lassen wir die Profis und ihr heute in vielen Bereichen so beklagenswert obsoletes Handwerk hier außen vor, bis auf die unvermeidlichen Berührungspunkte zwischen den beiden Gruppen, zum Beispiel da, wo sich mit Optik schwer bewaffnete Dummköpfe für ein paar Cent ins Geschäft der Profis drängen, mit verheerenden Folgen für einen ganzen Berufsstand.

Was heute die private Fotografie genannt werden kann, ist nicht eine homogene Erscheinung, sondern besteht aus diversen Gruppierungen, die in ihrer heutigen Zusammensetzung durch zwei Innovationen vorangetrieben wurde. Zunächst das beliebig kopierbare und damit auch in beliebiger Menge herstellbare und global verteilbare digitale Bild,  zum Zweiten durch seine Erweiterung mit mobilen Endgeräten wie dem mit einem Kameraauge bewaffneten Mobiltelefon, das nun eine Herstellung und  Verbreitung ad hoc überall und jederzeit möglich machte. Nicht weniger als ein zweiter Paradigmenwechsel nach der Digitalisierung des „Imaging“ selbst.

Genau genommen war es Apple und der fabelhaft Herr Jobs, der aus der Telefonknipserei eine neue Art der Fotografie dadurch machte, dass er sie im Windschatten des Apple-Nimbus zum Kult erklärte. Das hatte durchaus parallelen mit der Lomo-Story, entwickelte aber jetzt eine global wirksame Verbreitungskraft, denn die Zutaten:

Telefonieren+Fotografieren+Imagesharing+Überall-und-jederzeit-Internet+Apple

schlug ein wie eine Bombe in den Horden der ferngesteuerten Konsumzombies, euphemistisch genannt Nerds oder Lifestyler oder Technikbegeisterte, also bei der Gruppe der Konsumenten, der man alles verkaufen kann, wenn man nur ihren Solarplexus der sozialen Selbstdarstellung voll trifft. Jobs konnte das, das iPhone wurde zum Prestigeobjekt und zum Musthave und natürlich zur idealen Basisausstattung für die sogenannten sozialen Netzwerke mit ihren dazugehörigen Bilderhaufen, die quasi explodierten in die Größenordnungen von Milliarden und Abermilliarden.
Das Instant Image oder Video, ad hoc und nur für einmaligen Gebrauch zum Daseins- oder Erlebnisnachweis für andere gemacht und sofort verschickt, das ist die eigentliche massenhafte Privatfotografie von heute.

Auf das, was sie hervorbringt an Bildern soll hier nicht eingegangen werden, auch nicht, was sie im gesellschaftlichen Bereich bewirkt hat. Darüber lassen sich ganze Bücher schreiben und sind ja auch schon geschrieben worden. So weit reicht die Intention hinter diesem Blog jedoch nicht. Für die weitere Betrachtung, die sich doch auf den photobegeisterten Amateur richtet, dem ernsthaften Teil der Amateurfotografie also, sind nur die Auswirkungen und Einflüsse interessant, die die täglich in einer Größenordnung von vielen hundert Millionen entstehenden Einmalbilder, die nur zum Teil gehostet werden (10 Milliarden Bilder liegen allein bei Flickr), auf die ernsthafte Amateurfotografie haben. Sie haben auch einen Einfluss auf die professionelle Fotografie, der sich in der Werbefotografie und sogar im Film zeigt

Betrachten wir zunächst den ökonomischen Teil. Da hat das iPhone und seine Epigonen ein ganzes Marktsegment der Kameras schwer beschädigt, allerdings noch nicht vernichtet: Die einfachen Kompaktkameras spielen kaum noch eine Rolle. Interessant bleiben nur die hochwertigen Kompakten, die deutlich mehr können als die Smartphones. Hier bewahrheitet sich eine Prognose, die Branchenkenner kurz nach dem Erscheinen des Iphone gestellt hatten. Dem Marktsegment der ernsthaften und auch der ganz besonders ernsthaften Fotografie hat das Iphone nicht geschadet, und wenn trotzdem deren Marktsegment heute Umsatzrückgänge zeigt, liegt dies an der Marktsättigung, Dass die Industrie dennoch wieder mal meint, mit der weiteren Simplifizierung und einer iPhonisierung hochwertiger Kameras neues Wachstum zu generieren, ist das alte Rezept, das wie schon seit den 70ern kennen, und das immer nur Verblödungseffekte und Enttäuschungen generierte. Hier der aktuelle Fall:

http://www.photoscala.de/Artikel/Die-Fotoindustrie-hat-keine-Ideen

Der technische Einfluss der Telefonknipserei zeigt sich darin, dass heute jede Kamera eine WiFi-Schnittstelle haben muss, egal ob Kompakte oder hochwertige DSLR. Auch diese Bilderproduktion soll ans Netz, warum eigentlich? Auch dass jede DSLR mit einem ganzen Haufen von Kreativfunktionen gerüstet werden muss, ist dem Erfolg geschuldet, die die ganzen seltsamen Filter der Smartphones hatten. Sie galt es zu übertreffen. Einsteiger-SLR ohne Kreativfunktionen, ohne WiFi? Heute undenkbar, den Smartphones sei Dank.

Ästhetisch hatte das Smartphone Bild relativ geringe direkte Auswirkung auf die ernsthaften Eliten des Mainstream, indirekt dann aber doch, zurückgekommen über den Umweg der kommerziellen Fotografie, der der Mainstream ästhetisch immer hinterherhechelt, und die die iPhone-Ästhtik sehr wohl aufgenommen hat. Das professionelle Bild, auch das Film- und Fernsehbild wurden sehr deutlich beeinflusst von den Smartphonebildern. Wer darauf achtet, sieht es. Spätestens seit Amelie gibt es grüne oder braune oder auch ganz blaue Filme und auch die Kameraführung erinnert zuweilen an das Gewackel der Smartphones. Soll das authentisch sein? Modern? Eigentlich ist es nur ein neuer Schritt hin zur maschinellen, phantasielosen, ästhetischen Verblödung. Siehe Lomo.

Summa summarum: Internet, Image Sharing, fotografische Kommunikation und private Fotografie sind jetzt, durch die Entwicklung der Smartphones verursacht, eine Einheit geworden. Fotografie ohne Internet scheint grundsätzlich undenkbar. Das sah vor nur zehn Jahren noch ganz anders aus. Eine ungute Entwicklung. Denn Fotografie und Sharing, auf Deutsch eher nüchtern das Zeigen von Bildern, gehören nur sehr bedingt zusammen. Verbale Kommunikation und Bilder noch eingeschränkter und in der anonymisierten Form der Massenplattformen überhaupt nicht. Das Geschehen dort beweist dies in aller Deutlichkeit. Denn dort wird nun sichtbar, dass die Fotografie nur noch Mittel zum Zweck der Kommunikation wird, und so sind Foto-Communities eher ein soziales Tratsch- und Knatschnetzwerk mit Bildchen dabei als dass sie ein fotografischer Raum wären. Die Gewichtungen mögen von Community zu Community differieren, im Prinzip sind sie aber alle in gleicher Weise strukturiert.

Der Kern dieses Geschäftmodells ist Community, nicht Photo! Das wird gerne vergessen. Auch, dass es sich hier um ein Geschäftsmodell der Werbebranche handelt und dass der Gedanke der Community die treibende Kraft dieser Plattformen ebenso ist wie in jedem anderen virtuellen Versammlungsraum im Internet, wird von den meisten Teilnehmer gerne übersehen. Dabei geht schlicht und einfach um nicht mehr, als möglichst viele Teilnehmer zu gewinnen und zu binden in einer Größenordnung, die diesen Haufen interessant macht für Werbekunden. Denn Werbung ist das Geschäft, um das es hier geht, nur darum. Nichtsdestotrotz gibt es Leute, die noch Geld bezahlen um mitmachen zu dürfen. Sie liefern Content, sie triggern Traffic, sie sind, selbst wenn sie völlig passiv bleiben, immer noch ein numerischer Beitrag zur Größe der Community, deren Werbepreis sich nicht zuletzt auch an der Mitgliederzahl als potentieller Adressraum ausrichtet. Warum bezahlt man eigentlich als User in einer solchen Umgebung? Weil es so schön ist, sich in einer solchen Umgebung von den Aufpassern, lächerlicherweise Admins genannt, zensieren zu lassen wie in einem totalitären Bananenland? Man schreibt einen warnenden Beitrag zu irgendeinem Schrottdrucker, übersieht dabei, dass er irgendwo in der Community beworben wird und es dauert nur ein paar Stunden und der Beitrag ist kommentarlos gelöscht. Und, wenn man ein wirklicher, echter Vollpfosten ist, beschwert man sich dann auch noch über solches Vorgehen. Von dieser Sorte sind wohl viele der zahlenden Mitglieder in den Communities, die anderen haben wohl einfach übersehen, wo sie da gelandet sind.

Kommen wir zur Kommunikation selbst, bzw. zu dem, was in Foto Communities so alles dafür gehalten wird und beschränken wir uns dabei auf den deutschsprachigen Raum, denn im angloamerikanischen Sprachraum herrschen andere Sitten. Das Versprechen der Plattformbetreiber heißt.

  • „Austausch
  • „Freunde finden“
  • „Lernen“
  • „Die eigene Fotografie weiterentwickeln“
  • „Sachliche Informationen erhalten“
  • „Models finden“
  • „Eigene Bilder verkaufen können“

Bevor wir zum realen Geschehen hinter diesen einzelnen Versprechen kommen, also zur Differenz zwischen Dichtung und Wahrheit, ein Paar Sätze zur grundsätzlichen Unmöglichkeit, diese Versprechen, die ja ein grundlegender Teil des Geschäftsmodells sind, realisieren zu können.

Internetkommunikation ist originär anonym und die Anonymität zeichnet sie aus. Sie dient zum Schutz des Individuums, schon immer, nur haben das ein paar Vollpappnasen („Ich hab nix zu verbergen!“) nicht einmal jetzt, in Zeiten der NSA, verstanden. Kein halbwegs klar denkender Mensch kommt heute noch auf die Idee, mit Klarnamen und Adresse und womöglich noch mit Konterfei (für die Gesichtserkennung ideal) allem möglichen zwielichtigen Gesindel zu ermöglichen, personalisierte Vollprofile zu erstellen. Damit ist dann auch der hiesige Kommentar von Herrn „Klarnamenfan“ der sich selbst als Arschloch bezeichnet, korrekt eingeordnet. Die Forenbetreiber selbst wissen das und deshalb ist noch keiner auf die Idee gekommen, Mitglieder nur noch im Postidentverfahren aufzunehmen. Das wäre das Ende.

Indes ist die Anonymität nicht nur des Internets  vornehmste Eigenschaft, sie ist  zugleich auch eine große Schwäche: Alle dürfen rein! Und das gilt so auch selbstverständlich für Fotoforen. Was „alle“ bedeutet, darüber sind sich aber die wenigsten wirklich klar. „Alle“ bedeutet die gesamte Typologie der Internetgemeinde, die im Netz verkehrt, d.h. dort kommuniziert. Und das ist eine enorme Spannweite bezüglich der sozialen Herkunft, der Bildungsstände, der charakterlichen Ausprägungen und der Fähigkeit, zu reflektieren und zu artikulieren. Wäre alles noch kein Problem und könnte über einen gewissen Konsens bezüglich der Höflichkeitskonventionen geregelt werden. Das spezielle Problem der Foren besteht aber darin, dass sie, als anonymer Raum, besonders problematische Charaktere anziehen wie ein Magnet.

Das sind die Existenzen mit mehr als einer oder gleich einem ganzen Paket der üblichen Macken: Psychisch schwer angegriffene Personen, Suchtkranke, chronische Selbstdarsteller, soziale Verlierer, Dauerversager und die Dummköpfe aller Art, die endlich einen Ort gefunden haben, an dem sie ihre Mitmenschen mit geistesschwachen Theorien bombardieren können, ohne dass die sich schon nach drei Worten abwenden und die Flucht ergreifen, wie das sonst der Fall ist, im ihrem realen Leben. Diese Kombipackungen sind die eigentlichen Forenarschlöcher und sie sind nicht konsensfähig, wie sich in der Praxis zeigt. Deren Anteil, (genannt der Arschlochfakor des jeweiligen Forums) ist in Internetforen immer höher als in der täglichen Realität, und sie sorgen für das, wofür Foren inzwischen bekannt sind. Der „Forenton“ ist schon sprichwörtlich und wird als Begriff benutzt, um eine besondere Art aggressiver, überheblicher belehrender, intelligenzfreier und beschimpfender Kommunikation zu beschreiben. Besonders die Admins der Onlineausgaben der Tageszeitungen zeigen sich entnervt vor den hasserfüllten Tiraden unter der Gürtellinie, die manchen Autor und so manche Autorin dort schon in riesigen Shitstorms getroffen hat, die zuweilen ein Ausmaß annehmen, dass die Kommentarblöcke unter den Artikeln abgeschaltet werden müssen.

Was also tun, wenn es so ist, wie es nun mal ist,  mit dem Arschlochfaktor? Die Lösung ist einfach, logisch und altbekannt und heißt Moderation. jedes Forum ist so gut oder so schlecht wie seine Moderation! Es gibt sonst kein Regulativ. Man muss Moderation hier gar nicht in dem anspruchsvollen Sinne verstehen, den sie in der Berufswelt hat. Es ist keineswegs erforderlich, in einem Fotoforum guppendynamische Prozesse zu lenken. Es würde, erstens, genügen, Inhalte zu kontrollieren und zwar nicht nur auf grobe Verletzung der guten Sitten sondern auch daraufhin, ob sie ein echter sachlicher Beitrag sind oder nur themenferner Rhetorikdünnschiss. Und, zweitens, wäre auf der strukturellen Seite erforderlich, den Güllestrom der Arschlochgruppierung zu kanalisieren, im Idealfall in ein geschlossenes, ausdrücklich nicht moderiertes Brüll- und Tobzimmer wie im Kindergarten. Dort kann jedes Arschloch ungestraft all das tun, worum es dem Forenarschloch im Grunde geht. Geschlossen heißt zweite Anmeldung, zweites Passwort, und wer das macht, ist dann selbst schuld. Oder endlich glücklich.

Das alles existiert bereits! Auch in Fotoforen, und es funktioniert! Nun fragt man sich, warum wird es dann nicht überall realisiert? Warum wird das „Niveau“, das vor allem von der Arschlochgemeinde so oft beklagt wird, nicht mit diesen einfachen Mitteln hergestellt?
Die Antwort ist einfach: Weil die Plattformbetreiber gar kein Interesse daran haben. Niveau ist geschäftsschädigend, es ist langweilig und vertreibt auf Dauer einen Teil der Publikumsmehrheit, die dieses Niveau gar nicht einfordert. Niveau ist eine Minderheitenforderung! Außerdem würde das ganze mehr Geld kosten. Nicht zuletzt steigern verbale Prügeleien um irgendeine Besserwisserei Clicks und Traffic, was dem Geschäft nur dienlich ist. Scheiss doch auf’s Niveau, das kostet nur und bringt nichts, sagt man sich wohl.

Deshalb sind, dieser merkantilen Logik folgend, „Admins“ auch meistens ehrenamtliche User, die selbst zum Teil in der Arschlochgemeinde  beheimatet sind, ganz so, wie sich ein besonders brillianter Geist (Herr Klarnamenfan) hier unter den Kommentatoren des Blogs (zu recht) eingeordnet hat. Es ist erheiternd, wie immer wieder, wie bestellt, irgendein Vollidiot hier in den Kommentaren auftaucht, um genau das vorzuführen, was ich beschreibe.
Es gibt halt keinen Fettnapf, in den nicht irgendwann irgendein Blödmann hineintreten wollte. Immerhin benutzt der jetzt selbst die „Fäkalsprache“, die hier so gerne als Erstes bekrittelt wird, bevor man sich zum Inhalt äußert. Oder auch nicht.

Diese Admins, Arschloch oder nicht, sind als User auch immer Teil des „sozialen“ Geschehens, also parteilich, oder sie vertreten die Interessen der Industrie, mit der sie kommerziell verbunden sind. Was die letzteren umso geeigneter macht für ihre tatsächliche Aufgabe: Sie sollen die Interessen der Plattform und der Werbekunden der Plattform wahren, mehr nicht. Sie sind also Zensoren auch im ureigensten Interesse, keine Moderatoren.
Dass mancher ihrer Eingriffe auch unter diesem Gesichtspunkt unlogisch, unsinnig oder rätselhaft erscheint, erklärt sich dadurch, dass so mancher von ihnen auch dieser einfachen Aufgabe nicht gewachsen ist und im Höhenrausch der Blockwartmacht die Orientierung verliert. Es ist auch nicht zu übersehen, dass viele Admins so manchem Beitrag einfach nicht mehr folgen können und dann sicherheitshalber die Reißleine ziehen. Wer weiß, was da draus wird und nachher kriege ich vom Boss in den Arsch getreten, weil ich nicht frühzeitig den Hammer benutzt habe. Genauso mutet so manche rätselhafte Reaktion der Aufpasser an. Das Schließen von Threads scheint teilweise auch eine Art Tätigkeitsnachweis  geworden zu zu sein, wie bei den Hostessen: Wer schreibt der bleibt.

Spätestens an diesem Punkt wird klar, der Fisch stinkt wieder mal, wie er das immer tut, vom Kopfe her. Dass alles so ist, wie es sich präsentiert, ist von der Ebene der Entscheider genau so gewollt, durch naheliegende geschäftliche Interessen begründet.
So mancher Admin ist klug genug dies zu erkennen und gibt den Job auf, verlässt sogar die Plattform. Leider, denn so trägt er auch unter den Admins zur Erhöhung des Arschlochfaktors bei.

Eine perfekte Demonstration der Ergebnisse dieser Politik findet sich in einem Thread, den ein User eröffnet hatte um Inhalte dieses hier Blogs zu hinterfragen und zu diskutieren. Dieses Vorhaben ist gescheitert, und zwar in der zu erwartenden, weil üblichen Art und Weise.

Kommen wir noch zu einer kurzen Betrachtung, wie die Versprechen der Plattformbetreiber in der Wirklichkeit umgesetzt werden:

“Austausch“
Was die Bilder betrifft, so zeigt jeder seine Bilder, setzt möglichst viele genormte Anmerkungen darunter, um ebenso viele zurückzubekommen. So gewinnt man „Freunde“ und mit der Zeit die Vorstellung, die eigenen Bilder seien kleine Meisterwerke. Die genormten Kommentare waren schon vor Jahren für einen humorvollen Menschen mit dem Nick „Fotoflucht“ Anlass genug, einen Kommentargenerator zu basteln, der hervorragende Ergebnisse lieferte und mit dem man sich stundenlang köstlich amüsieren konnte. Die ganze Idiotie der Schleimerei auf Knopfdruck automatisch, schade, dass dieser Generator nicht mehr existiert. Die Kommentare werden heute noch verwendet, so wie sie einst Vorlage für den Generator waren.
Für Ambitionierte gibt es spezielle moderierte Kritikseiten, wo man Kritiken zu anonym eingestellten Bildern schreiben kann. Das gibt denen vor allem Auslauf, die selbst keine Ahnung haben, eben dies aber gern der Gemeinde in vielzeiligen Beiträgen verdeutlichen wollen. Der Rest sind die Schullehrer von Geburt an, die irgendwelchen geradezu grotesken Theoriemist daherlabern, der vor allem eins zu sein hat: Belehrend! Man kann dieses Treiben auch Austausch nennen, de facto ist es die gleiche instrumentalisierte Kommunikation sozialer Netzwerke, die nur einen Zweck hat, nämlich das Individuum in ein Beziehungsnetz einzubinden, das ihn fest in der Community hält.

„Freunde finden“
Wie bei dem Thema Austausch: Ist jemand mein Freund, weil er nette Dummheiten unter meine Fotos schreibt?? Definitiv nein! Hier sind die Fotos, wie bereits beschrieben, zum Klebstoff der Kundenbindung degeneriert, siehe Facebook. Hatten wir bereits.

„ Lernen“
Könnte man in einigen Foren. Es gibt manchmal Stickies, die heißen Tipps und Tricks, oder FAQ oder Fotoschule und ist meist kompetent gestaltet. Wird aber nicht gelesen, das zeigen die Anfängerfragen. Zu anstrengend, oder einfach eine Überforderung. Nicht jeder ist zum Lesen  oder gar zum Autodidakt geboren, von der Fraktion der vollkommen Lernresistenten gar nicht zu reden.

„Die eigene Fotografie weiterentwickeln“
Schaut man sich den Strom der endlosen Wiederholungen des Mainstream an, hat man gute Chancen, sich dessen Ästhetik der Übertreibungen anzueignen. Das nennt man aber abfärben, nicht entwickeln. Wer Impulse sucht, sollte sie extra muros suchen, in der realen Welt.

„Sachliche Informationen erhalten“
Ein schwieriges Thema, je nach Forum und je nach Frage. Auf die Frage „Erfahrungsbericht zum Canonikon f 1,2/ 8-1000?“ wird sich garantiert der allgegenwärtige Depp melden, der nach eigenen Bekunden das Objektiv nicht besitzt, der auch niemanden kennt, der es besitzt, der aber schon von Leuten gehört hat, die was darüber gehört haben. Allerdings auch nicht von Besitzern, irgendwo anders halt.
Generell ist man schockiert über absurd dünne Wissensstände, die selbst Anfängerfragen nicht gewachsen sind. Wer hier eine Anfängerfrage stellt, wird nach einigen Tagen seinen Thread nicht mehr wiedererkennen. Neunzig Prozent Irreführendes oder Halbrichtiges auf den ersten beiden Seiten, auf vier weiteren nur noch ein verbaler Punch Up der notorischen Forendauerdeppen, die sich inzwischen um irgendwas ganz anders prügeln, was mit der Frage nichts mehr zu tun hat. Sachliche Info ist woanders, vor allem die kompetente, zuverlässige Information, auf die man Entscheidungen stützen könnte.

„Models finden“
Interessant für all die vielen Bedauernswerten, die sich für die Aktfotografie deshalb entschieden haben, weil so auch sie endlich einmal eine nackte Frau aus nächster Nähe zu sehen bekommen oder in diesem albernen Voyeuristenmilieu ihren bescheuerten Machismo für Arme pflegen können. Da macht es auch nix, dass die meisten Damen keine Models sind und niemals solche werden können. Für ein paar krampfartige Verrenkungen vor der Kamera des schweißnassen Fotografendarstellers reicht’s aber. Alles ist relativ und subjektiv, predigen die ideologischen Vordenker der Communities, und so ist es der Begriff Model wohl auch. Daran bleibt kein Zweifel, wenn man sich in der Modeldatei mal etwas genauer umschaut.

„Eigene Bilder verkaufen können“
Theoretisch ja. Praktisch eher nein. Zu schlecht, zu langweilig, Bilder werden sowieso woanders gekauft. Man wundert sich aber auch hier wieder über die Vorstellungen der Verkäufer, was die ernsthaft verkaufen wollen!? Solche Bilder werden heutzutage geklaut, nicht gekauft.