6a – Amateurfotografie jenseits der Mehrheiten: Kommunikation: Ja oder nein? Sinn oder Unsinn? Wie und wo? Die Orientierungsfragen zur Kommunikation

Kommunikation unter Amateuren, durch oder über Bilder: Ein komplexes Thema, weil es so viele Variable enthält. Auf der Seite der Fragen wie auch der Antworten. Jeder, der versucht, es sich dabei einfach zu machen, muss scheitern.

Schon die als erste zu stellende, prinzipielle Frage, „ja oder nein?“, ist in dieser Form untauglich. Ganz grundsätzlich ist auch ein Amateur denkbar, von dem im Internet und im Fotoklub nichts und auch sonst nirgendwo etwas öffentlich zu sehen ist.
Den Digitalgeborenen wird das als eine absonderliche, autistisch anmutende Verhaltensweise erscheinen. Das ist sie aber nicht, wenn sie aus profundem Wissen und konsequenter Haltung gespeist wird. Diese Haltung gab es in der Vergangenheit vor dem Internet. Da war diese Haltung sogar der Standardfall. Bilder bleiben in der Familie und im Freundeskreis. Das nur zu Erinnerung. Das Amateurbild und die (diskutierende) Öffentlichkeit gehören nicht per se zusammen, wie dies heute gerne fälschlicherweise angenommen wird.

Auch könnte man zwar nicht das Zeigen, aber doch das Reden über Bilder für eine an sich abstruse Idee halten, die im Internet geboren wurde. Treffen sich Profis , um sich gegenseitig zu belehren, zu kritisieren oder zu loben? Eine absurde Idee. Treffen sich Hobbymaler, um sich ihre neuesten Werke zu zeigen und sie von Hinz und Kunz mit blödem Geschwätz besprechen zu lassen? So sehr das Zeigenwollen plausibel ist, so hirnrissig erscheint dagegen das über Fotos reden wollen, erst recht vor einem Publikum, dessen Personen und deren Einschätzungsvermögen dem Aussteller völlig unbekannt sind. Interessieren ALLE Reaktionen, auch noch vom letzten Dummkopf? Der gewöhnliche Forenolm sagt ja, er findet das „interessant“, was bedeutet, er ist froh, dass überhaupt einer seine Bilder ansieht. Er braucht sozusagen jede Stimme.

Da der Blog über die in den letzten Zügen liegende, zeitgenössische digitale Amateurfotografie zu Zeiten des Internet spricht, soll die Position der kommunikativen Totalverweigerung nicht weiter betrachtet werden, auch wenn sie nach wie vor eine reale Option für alle ist, die in Anlehnung an Guy Debord vom „Grand Spectacle Des Images“ die Schnauze so voll haben, dass sie die Reißleine ziehen müssen.
Belassen wir es also für das Folgende zunächst bei einem klaren Ja zur Kommunikation generell!

Bleiben die Fragen, wann und wie macht öffentliche Kommunikation Sinn, und wo ist sie möglich. Dazu ist es sinnvoll, zunächst eine Übersicht über das zu schaffen, was unter dem Begriff öffentliche Kommunikation so alles zusammengefasst wird in der Amateurfotografie.

Ausstellungen:
Einerseits ist der Aufwand bewundernswert, den Einzelne oder Gruppen mitunter treiben, andererseits ist der Widerhall dürftig. Im besten Fall kommen viele, laufen durch, 20 Sekunden pro Bild, ohne sichtbare Reaktion, dann wieder raus. Das geht so teilweise auch in professionellen Ausstellungen, keiner nimmt sich wirklich Zeit, genauer hinzusehen. Entweder ist das Bild konsumierbar als identifizierbarer Teil des gültigen Bilderkanons, oder nicht. In beiden Fällen allerdings ist man nach 15 Sekunden damit fertig. Bei Amateurausstellungen im künstlerischen Umfeld, z.B. im Windschatten bekannter Künstler, bleiben die Leute länger stehen. Aber nur, weil es dort zur üblichen Attitüde gehört anzuzeigen, das man sich mit dem gerade zu Sehenden intensiv beschäftigt. Wer also nicht ein konkretes Ziel verfolgt, beispielsweise dass die eigenen Bilder von ganz bestimmten Leuten gesehen werden sollen, kann sich das Thema Ausstellung schenken.
Nicht immer, aber typischerweise machen Amateurgruppen das Ganze ein oder zwei Mal mit, dann schläft das Interesse daran ein. Wer’s trotzdem mag: Es schadet nicht, und man kann die Teilnahme in der eigenen Bio aufführen. Sieht gut aus, und wenn es nur das Foyer der Sparkasse war. Und darüber reden kann man, was ja auch wichtig ist.

Fotoklub:
Schwierig zu beurteilen, da sehr unterschiedlich ausgeprägt. Von den vier, mit denen ich zu tun hatte, waren drei mehr oder weniger die reale Basis des virtuellen Forenlebens, einer schien zumindest eine funktionierende Kooperative. Generell sind Klubs ein spannungsreiches Umfeld, es gibt Hierarchien, echte Feindschaften, Rivalitäten, Animositäten, Parteienbildung und Parteilichkeiten, Platzhirsche und administrative Oberbestimmer. Geld spielt eine Rolle. Bei den Wettbewerben innerhalb der Klubs gilt auch oft, wer gut schmährt, der gut fährt auf dem Weg zum Klubmeister. Einer, der dem Verein eben mal einen gebrauchten Trommelscanner spendieren kann, hat’s leichter in der Hackordnung. Wer diese Umgebung mag, bitte. Für geborene Anarchisten und antiautoritäre Individualisten (und all das sollte eigentlich ein Fotograf doch sein) ist das aber kein geeigneter Lebensraum. Fotografisch bringt es dem Individuum nichts. In den Klubs trifft man sich nicht, um was zu lernen, sondern um was zu zeigen und dabei „Zusamme zu sitze unn e bissi dumm Zoich zu babbele“. Dabei erzählt dann jeder von seiner letzten und seiner nächsten Urlaubsreise und was er sich noch für Fotozoich kauft, für die nächste Reise. Oder über das Thema der nächsten Ausstellung. Und welche Rahmen dazu verwendet werden sollen. Darüber streitet man sich eher, Autoritäten stellen sich auf den Prüfstand; „ Alu??? Nur über meine Leiche !“. Wer meint, er solle es mal probieren, soll seine eigenen Erfahrungen machen. Ich rate nicht ab, es kann sehr lehrreich sein und ist deshalb im Gegensatz zu Foren nicht unbedingt verlorene Zeit.

Internet:
Das Web gliedert sich für den Amateurfotografen in verschieden strukturierte virtuelle Räume der Kommunikation. Dieses K-Wort ist leicht gesagt von Schwätzern, hat aber tatsächlich unterschiedliche Bedeutungen. Gerade der Anfänger muss wissen, auf was er sich einlässt und was das für ihn bedeutet. Denn es gibt eine Kommunikation durch Bilder und eine solche über Bilder.

Die Kommunikation durch Bilder läuft weitgehend averbal und sie existiert tatsächlich. Auf Bilderplattformen, die primär auf das Publizieren von Bildern ausgerichtet sind, weniger auf die Idee der Community.

Die Kommunikation über Bilder findet sich primär in den durch die Idee der sozialen Gemeinschaft strukturierten Bilderplattformen.

Zudem ist zu unterscheiden zwischen nationalen und internationalen Plattformen. Ein wesentlicher Unterschied.

Die beiden Arten der Kommunikation, durch und über Bilder genauer betrachtet, zeigt folgendes.

Die Idee der weitgehend averbalen Kommunikation durch Bilder kann nur in virtuellen Räumen funktionieren, die vom Publikum her selektiv gestaltbar und abgrenzbar sind. Nicht jeder ist willkommen. Die Plattform muss strukturelle Voraussetzungen für eine solche Selektion und Abgrenzung bieten, sonst funktioniert die Idee nicht.
Immerhin kann man beispielsweise bei flickr ein persönliches Szenario schaffen, das den ganzen Affenzirkus des eskalierenden Kommentarunwesens (den es auch dort gibt) ausblendet. Zumindest die Fotografen, die von ihrer Fotografie bereits eine klare Vorstellung haben -thematisch wie ästhetisch- haben die Möglichkeit, dementsprechend eine eigene thematische Gruppe anzulegen, nach Leuten zu suchen und sie einzuladen, deren Arbeiten ihnen vorbildhaft und uneingeschränkt positiv erscheinen. So entsteht mit der Zeit ein ganz persönliches Szenario mit etlichen hundert Knipsern aus aller Welt, die fotografisch alle am gleichen Strang ziehen, weitgehend auf einem gemeinsamen handwerklichen Qualitätslevel. Thematisch benachbarte Gruppen geraten durch Mehrfachmitgliedschaften der Gruppenmitglieder ins Sichtfeld und man hat die Chance mit und ggf. auch über Bilder -allerdings unter sparsamem Einsatz von Gebabbel- zu kommunizieren. Man sieht nichts als die Bilder der Leute, die einem interessant scheinen. Auf den an dieser Stelle übliche Einwand des Autismus muss man glaube ich nicht eingehen. In dieser Umgebung ist klugscheißerisches Herumkritteln ein Tabu, es herrscht Höflichkeit und Achtung vor dem Handwerk und dem gestaltenden Willen des anderen und man macht, wenn überhaupt, bestenfalls eine kurze Mitteilung darüber, dass man das Bild positiv aufgenommen hat. Wenn nicht, sagt man nichts. Die idiotische Sage, man könne aus der Kritik von Herrn Adabei und Herrn Irgendwer was lernen, ist hier unbekannt.

Für Anfänger ist aber auch diese Umgebung problematisch. Sie scheitern oft an der Auswahl ihre Kontakte, da ihnen ja das noch fehlt, was sie gerade lernen wollen: Urteilsvermögen.
Trotzdem würde ich dem Anfänger raten, sich lieber in einer solchen Umgebung ein persönliches Umfeld zu suchen als dort, wo man nicht durch, sondern über Fotos spricht.

Also in den sogenannten Communities, die strukturell primär auf eine starke soziale Vernetzung der Personen angelegt sind, um so Kunden stärker zu binden. Solche Umgebungen sind, nicht nur für Anfänger, eine absolute no go area! Hier sind die Bilder eher funktionale Vehikel und der soziale Klebstoff, der bereits in älteren Beiträgen dieses Blogs zur Sprache kam.

Olaf Bathke hat zu diesem Thema eine zutreffende Zusammenfassung geschrieben:

http://www.olafbathke.de/blog/2009/10/05/7-grunde-zum-ausstieg-aus-einer-foto-community/

Das Schlimmste hat er nur kurz angesprochen: „Die User suhlen sich nur im eigenen Mist.“
Damit sind nicht nur das fotografische Schaffen und die foreninternen Ideologien gemeint, sondern auch die Art der internen Kommunikation die -inhaltlich wie formal- nur als abscheulich bezeichnet werden kann. Sowohl unter den Bildern als auch, und dort ganz besonders, in den Themenforen. Der Ton ist außerordentlich aggressiv, belehrend, zynisch oder herablassend ironisch, das geistige Niveau nahe Höhe Null. Das alles gilt inzwischen auch für die meisten Admins. Diese Umstände sind selbstverstärkend, denn es laufen nur die weg, die höhere Ansprüche an eine solche Umgebung haben. Und so verdichtet sich mit der Zeit das Publikum zunehmend negativ, und damit der Bildbestand und die Diskussionsthemen ebenso wie die Diskussionsführung. Und über allem liegt irgendwann die tödliche Langweile, die Schwachsinn immer da schafft wo er regiert. Die Langeweile, die endlich auch die vertreibt, denen das rotzblöde dumme Gelabere und die endlosen, stetig wachsenden Bestände an belanglosem Bilderschrott bisher nichts ausgemacht haben. Langweilig darf dieser Scheiß keinesfalls werden. Am Schluss bleiben dann die endverseuchten Gestalten übrig, die auch in diesem Blog reflexartig unbedingt wieder versuchen müssen, in den Ventilator zu kacken.

Für einen Anfänger ist das alles absolut tödlich. Er wird Jahre verschwenden in der Gesellschaft zahlreich dummdreister Schwachköpfe, mit denen seine Knipserei nicht nur keinen Schritt vorwärts kommt sondern auch mit allerlei gedanklichem und handwerklichem Unrat verseucht wird, den er später nur schwer wieder los wird auf der Suche nach einer neuen Orientierung. Wenn also Kommunikation, dann nicht von dieser Art und nicht in derartigen Umgebungen.

Bleiben noch die Markenforen, ein Spezialkapitel. Sie sind Plattformen für spezifische technische Information und endloses Technikgeschwurbel. Dort verkehren weitgehend die gleichen Leute wie in den Communities, weil die technischen, markenspezifischen Erfahrungshorizonte dort einfach weiter sind als in den Communities. Die angehängten Bilderstecken dieser Foren könnte man auch weglassen. Meist Demofotos, die nichts demonstrieren, der Rest auf dem üblichen Niveau. Wenn also die Kamera ERROR 99 sagt, kann man dort posten und fragen, was es zu bedeuten hat. Allerdings kann man das auch aus anderen Quellen erfahren. Die Informationen, die man aus nur einem Markenforum absaugen kann, sind wenige und betreffen vorrangig all die rätselhaften Macken, die eine Digiknipse heute zeigen kann und die nirgendwo dokumentiert werden. Der Rest ist uninteressant und durchdrungen von einer ganz besonderen Art des Community-Schwachsinns, nämlich der, die die (gemeinsame) Marke zur gemeinschaftsstiftenden Kraft erklärt. Das ist wohl die äußerste Art kommerzieller Verblödung auf dem Niveau des VW Golf Club und seinem Rivalen, dem Astra Club, dessen Mitglieder ein VW Emblem an der Kette auf dem Asphalt hinter sich her schleifen. Prominentester Vertreter dieser Art des Clubwesens ist das Leica-Forum, in dem das Wort Leica-Fotografie, das der Feder eines frühen Leica Marketinggenies stammt, so selbstverständlich verwendet wird, als sei das gar nicht das allerletzte, präkomatöse Stadium kommerzieller Verblödung.
Kurzum, Markenforen sind -nicht nur bei Leica- ein Zusatzkanal des Herstellermarketings und für nahezu nichts gut. Zeitverschwendung für den denkenden Menschen.

National und International: Nach zehn Jahren in global relevanten, international besetzten englisch- und deutschsprachigen Foren empfehle ich dem Einsteiger: Wenn schon Hose, dann voll. Also international.

Die deutschen Foren sind entweder Kleinforen mit ein paar hundert Mitglieder und ebenso vielen Karteileichen, oder sie sind von muffiger Spießbürgerlichkeit und zeigen, was Bilder und Sprache angeht, kleines Karo. Sie sind durchkommerzialisiert bis zum Erbrechen. Keine Geschäftsidee wird ausgelassen. Spitzenreiter diesbezüglich die von Olaf Bathke erwähnte Foto Community, die vor einiger Zeit von eben dem Verlagskonzern erworben wurde, dem auch das Hobbymagazin Color Photo angehört. Color Photo, schon in der Vor-Internet-Zeit, seit den Siebzigern ein wichtiger Werbe- und Propagandakanal der Hersteller, hat nun also ein Online-Standbein. Entsprechend wird die Kommerzialisierung vorangetrieben und entsprechend verblödeter, seichter und langweiliger wird der ganze Bilderhaufen. Ein Blick in die Foren enttäuscht , ein zweiter Blick in den Bestand an uniformen Wiederholungsfotos und auf die Kommentare darunter sollte auch den Newbie schnell erkennbar werden lassen, hier ist für ihn nichts zu holen. Zeitverschwendung. Böse die sehr reale Gefahr, dort „kleben“ zu bleiben und die Zeitverschwendung zu kultivieren.

Die internationalen Megabilderhaufen zeigen mehr Varianz, mehr Mut zur persönlichen Fotografie, mehr Ideen, mehr Originalität und eine erstaunliche Menge an echter Klasse.
Nicht zuletzt deshalb, weil auch echte Profis dort ausstellen. Insgesamt findet man zwangläufig mehr Qualität bei gleichem prozentualen Anteil, entsprechend dem größeren Gesamtbestand. Zehn Milliarden global sind eine bessere Basis als zehn Millionen national. Obendrein gilt dort bei vielen Mitgliedern oft noch die angloamerikanische Vorstellung von Höflichkeit und korrektem Umgang und oft wird diese auch von der Administration durchgesetzt. Beispiel: flickr.

Fazit:

Wenn Kommunikation, dann durch Bilder. Und nicht über sie.
Wer Gesellschaft sucht, sollte diese in den dafür gemachten Räumen der sozialen Netzwerke tun, siehe Facebook. Nicht in Foto-Communities, die keine wirklichen sozialen Netzwerke sind und deren Bilder an den beschränkten Maßstäben ihrer geschlossenen Gesellschaft ausgerichtet sind.
Globale Bilderhaufen sind interessanter als nationale. Auch wenn diese Haufen zu neunundneunzig Prozent Katzen, Hunden, Vogis, Blümchen und Nacktfotos bestehen, bieten sie schon rein numerisch die breitere Basis für die gute Amateurfotografie jenseits des Mainstream, erst recht aber durch die kulturell vielfältigen Einflüsse, vor allem durch die amerikanischen Amateure. Die deutsche Amateurszene war schon immer ein provinzieller Haufen im Vergleich mit Amerika und UK.
Es sind immer die Umgebungen vorzuziehen, in denen sich der verbale Teil auf ein Minimum beschränkt und strukturell dafür gesorgt ist, dass jeder seine Sicht auf die Bestände und die anderen Fotografen streng fokussieren kann, ganz nach eigener Interessenlage,.
Themenforen sind grundsätzlich abzulehnen, denn sie fressen kostbare Zeit. Zeit, die man in vielerlei Weise besser für die eigene Fotografie nutzen kann. Der Anteil an akzeptablen Leuten in Foren entspricht ziemlich genau dem Anteil interessanter Bilder in den großen Fotohaufen. Foren entwickeln suchtartige Bindungsstrukturen, denen so mancher erst im dritten oder vierten Versuch entkommt. Um nach einiger Zeit doch wieder zurückzukehren. Ziemlich ähnlich der Qualmerei. Wer noch die Wahl hat sollte sich diese Scheiße erst gar nicht um den Hals hängen.

Zuletzt: Über Bilder reden ist eine enorm schwierige Angelegenheit, die nur unter einer Vielzahl von Voraussetzungen funktionieren kann. In Foren ist keine davon gegeben. Man sollte es lassen. Dazu wenigstens eine Anekdote, wie aus dem Bilderbuch der Vergeblichkeiten, bzw. der gespielte Witz:

National anerkannter Großbildfotograf stellt in der Kunsthalle der Provinzmetropole aus. Natur, schwarzweiß, sehr große Prints, ca. 100×80 cm. Ein Bild weist einen Sepia-Goldton auf, ein Waldstück, Unterholz, aus kurzer Entfernung. Der Goldton zaubert einen verwunschenen Ort aus diesem Foto, und evoziert sofort vielfältige emotionale Assoziationen beim Betrachter. Davor einige mittelalterliche Damen, die offensichtlich im örtlichen Kunstverein Künstlerin spielen und allerlei ziemlich deplatzierte Anmerkungen zu dem Bild auszutauschen, nahelegen, dass bei ihnen gar nichts evoziert wird. Wie auch, sie schauen das Bild kaum an sondern plappern sich gegenseitig lautstark ihre Einschätzungen an die Backe.
Der Künstler (in diesem Fall eine angemessene Bezeichnung für den Fotografen) tritt hinzu und fragt:“ Gefällt ihnen das Bild?“. Alle nicken, aber die Mutigste unter ihnen traut sich eine Frage zu. „ Ja, doch, sehr schönes Bild, aber warum musste denn das (sic!) mit dem Braun sein?“ Der Künstler rastet sichtlich ein ob dieser Formulierung und erwidert: „Weil ich das genau so wollte!“

Der Standardfall. Kritisches Reden über Bilder, wie es nicht funktioniert. Auch fern des Internets nicht.