1. Vorwort

Hinweis: Das Vorwort und alle folgenden Texte stammen von Photosubversive, nicht von mir.
Ich habe sie lediglich nach 8 Jahren wieder veröffentlicht.

Einst gab es nur die Frage, ob Fotografie Kunst sei; heute müssen wir uns fragen, ob diese verwirrende Bilderflut überhaupt Fotografie ist.
David Schonauer


Nach vielen Jahrzehnten der leidenschaftlichen Beschäftigung mit der Fotografie in Praxis und Theorie als Amateur oder Teilzeitprofi und nach fünfzehn Jahren öffentlichen fotografischen Lebens im Internet ist es Zeit, sich mit dem auseinanderzusetzen, was die Digitalisierung der Aufnahmetechnik und die Entwicklung des Internet befördert hat. Besonders die Bedeutung einer stetig sich ausdehnenden Kommerzialisierung sollen betrachtet werden und der damit einhergehende Werteverfall des Bildes und seiner Ästhetik .

In der Folge werden hier in unregelmäßigen Abständen kritische Artikel zu zeitgenössischen Phänomenen in der professionellen wie in der Amateurfotografie erscheinen. Sie stellen den Versuch dar, für den Leser eine kritische, relativierende Distanz zu schaffen zu dem, was heute in der Fotografie als State Of The Art, als letzte Mode, kreativ, fortschrittlich, als generell erstrebenswert oder gar schlicht als „normal“ betrachtet wird; dies auch gegebenenfalls mit historischem Rückblick. Wer die Geschichte nicht kennt, versteht die Gegenwart nicht, so heißt ein bekannter Kalenderspruch. Verstehen würde ich ersetzen wollen mit „bewerten können“, denn darum geht es im Folgenden primär.

Dieser Blog ist anonym, aus mehreren Gründen. Zunächst ist es, wie wir alle heute endgültig wissen, generell besser, keine personalisierten Daten zu hinterlassen, wenn es nicht erforderlich ist.
Außerdem werde ich in meinen kritischen Anmerkungen auch Dinge beim Namen nennen die unpopulär sind, weil sie den einen den Spaß, den anderen das Geschäft verderben.
Das Internet ist voll von zwielichtigen Gestalten bei denen man nicht sagen kann, ob es Lohnschreiber für die Industrie oder wahnhaft entgleiste Schwachköpfe sind. Korrupte Journalisten sind eher die Regel, nicht nur in den Kreativpostillen der Branche, sondern auch im sogenannten Qualitätsjournalismus der Leitmedien. Die diversen Fotocommunities und ihre Foren sind inzwischen mehrheitlich besetzt mit Usern, die einen regelrechten Hass entwickeln auf Alles, was nicht zum fotografischen Mainstream gehört oder was gar Kritik bedeutet  an eben diesem Mainstream, dem sie sich selbst als Vertreter des gesunden fotografischen Menschenverstandes und damit der maßgeblichen(!)  kreativen Oberschicht zurechnen. Zudem sind die Communities Geschäftsmodelle, die sich mehr oder weniger auf den Verkauf von Werbung beziehen, also fachlich nicht neutral sein können. Vor allem dann nicht, wenn die Verquickung von Fotopresse und Community durch einen gemeinsamen Besitzer perfekt ist.

Dieser Blog wurde angelegt, um mir alle diese Leute aus der Aura der Geschäftemacher vom Leibe zu halten, sowohl die Propagandisten als auch die Glaubensgemeinde ihrer benebelten Jünger. Was hier entstehen soll ist eine Sammlung von kritischen Anmerkungen von wirtschaftlich neutraler Seite. Eine Art Tagebuch der Beobachtungen und Reflexionen .

Ich habe durch das Internet viel hinzugelernt, nachdem ich wusste, wie man Informationsmüll und verdeckte Werbung von echtem Content unterscheidet. Meine Webnettobilanz ist, was die Fotografie betrifft, absolut positiv. Dieser Blog ist der Versuch, etwas davon weiterzugeben an die, die noch am Anfang stehen und die möglicherweise dadurch profitieren können, dass sie einerseits in viele Fallen nicht hineintreten, aus denen man sich nur mit noch mehr Aufwand befreien kann und andererseits dadurch, dass sie lernen, ihre ästhetische Lernprozesse nicht an Kitsch und Ramsch auszurichten.

Photosubversive, 17.12.2014